H.J.Chr. Grimmelshausen (ca 1622 - 1676)

      Du sehr verachter Bauernstand

      Du sehr verachter Bauernstand,

      Bist doch der beste in dem Land,

      Kein Mann dich gnugsam preisen kann,

      Wenn er dich nur recht siehet an.

       

      Wie stünd es jetztund um die Welt,

      Hätt Adam nicht gebaut das Feld,

      Mit Hacken nährt sich anfangs der,

      Von dem die Fürsten kommen her.

       

      Es ist fast alles unter dir,

      Ja was die Erde bringt herfür,

      Wovon ernähret wird das Land,

      Geht dir anfänglich durch die Hand.

       

      Der Kaiser, den uns Gott gegeben,

      Uns zu beschützen, muß doch leben

      Von deiner Hand, auch der Soldat,

      Der dir doch zufügt manchen Schad.

       

      Fleisch zu der Speis zeugst auf allein,

      Von dir wird auch gebaut der Wein,

      Dein Pflug der Erden tut so not,

      Daß sie uns gibt genugsam Brot.

       

      Die Erde wär ganz wild durchaus,

      Wenn du auf ihr nicht hieltest Haus,

      Ganz traurig auf der Welt es stünd,

      Wenn man kein Bauersmann mehr fünd.

       

      Bist du billig hoch zu ehren,

      Weil du uns alle tust ernähren,

      Natur die liebt dich selber auch,

      Gott segnet deinen Bauren-Brauch.

     

      Vom bitterbösen Podagram,

      Hört man nicht, daß an Bauren kam,

      Das doch den Adel bringt in Not,

      Und manchen Reichen gar in Tod.

       

      Der Hoffart bist zu sehr befreit,

      Absonderlich zu dieser Zeit,

      Und daß sie auch nicht sei dein Herr,

      So gibt dir Gott des Kreuzes mehr.