bauernweisheiten.de enthüllt:

    Schon Robin Woods Ururgroßvater wußte Bescheid !

 

"Durch geheime Bande knüpfte die Natur das Schicksal der Sterblichen an das der Wälder."

M.A. Moreau de Jonnes, 1828

 

Aus dem Originaltext von 1828:

Vorrede des Übersetzers.

Die Veranlassung zu vorliegender Schrift gab folgende - von der königlichen Academie der Wissenschaften zu Brüssel gestellte - Preisfrage:

"Welche Veränderungen kann die Abholzung beträchtlicher Wälder in den benachbarten Landschaften und Gemeinden bewirken, in Beziehung auf die Temperatur und die Gesundheit der Luft, auf die Richtung und Heftigkeit der herrschenden Winde, auf die Reichlichkeit und örtliche Vertheilung des Regens, der den Quellen und fließenden Wassern ihre Entstehung gibt und überhaupt in Beziehung auf Alles, was ihren gegenwärtigen physischen Zustand ausmacht?"

Einleitung.

Die Wälder Europens wurden lange Zeit vor der Axt des Holzhauers durch Religionslehren, bürgerliche Einrichtungen und vor Allem durch die engen Grenzen bewahrt, in welche die Bedürfnisse der Gesellschaft sich eingeschlossen fanden. Sey es, daß man schon in der Kindheit der Völker das Geheimnis der Natur, welche ihre schätzbarsten Wohltaten an das Daseyn der Waldungen knüpft, erforscht hatte, sey es, daß der bloße Anblick der Waldungen die Menschen mit Ehrfurcht erfüllte, unsere Vorfahren stellten die Bäume unter den Schutz der Götter; durch freundliche Dichtungen bevölkerten Rom und Griechenland die Gehölze mit schützenden Gottheiten, welche den Pflug des Ackerbauern zurückhielten, und Druiden umgaben mit ihren Schrecken die finsteren Schatten, die ihren Mysterien dienten, und wussten so die Eroberungen des Feldbaues ferne zu halten.

Als das Christenthum sein Licht über die Gallier verbreitete, sah man um seine Tempel sich Gehölze erheben, welche die Ehrfurcht vor den heiligen Orten schützte; die Klöster wurden mit ihnen umgeben, und um auf dem Gipfel der Berge die ehrwürdigen Bäume, welche sie krönten, zu erhalten, war es genug, daß sich ein frommer Einsiedler daselbst seine Zuflucht suchte.

Als der Einbruch der Völker des Nordens das Lehenswesen an die Stelle der römischen Staats-Einrichtungen setzte, fanden die Waldungen einen neuen Schutz in der Feudalherrschaft und in jener Leidenschaft für die Jagd - der letzten Spur der Barberei, welche der Beschäftigung der Nationen mit dem Ackerbau vorangieng; sie wurden nothwendige Zugehörungen der Alleinherrschaft, und ihre Ausdehnung galt für ein Zeichen des Reichthums und der Macht. Die Verletzung der Freistätte, welche die Waldungen dem Wild gewährten, wurde in die Classe der Verbrechen gesetzt, die man mit dem Tode bestrafte, und mehr als einmal wich der Ackerbau vor ihnen zurück und wurde gezwungen, ihnen die Gefilde zu überlassen, von denen eine zahlreiche Bevölkerung ihren Unterhalt zog;

man sah Wilhelm den Eroberer eine seiner Provinzen entvölkern, um sie in Wald zu verwandeln; man sah ihn dreißig Dörfer zerstören, um dem Rothwild ein größeres Revier einzuräumen. Während im Norden die forsteilichen Gesetze durch ihre Strenge die Waldungen bei ihrer großen Ausdehnung schützten, wurde im Süden ihre Erhaltung durch die Fortschritte der Muselmänner und die religiöse Ansicht begünstigt, welche sie die Zerstörung der Bäume als eine schlechte Handlung betrachten läßt.

Aber die Zeit, die in ihrem Lauf so viele Veränderungen herbeiführt, bereitet schon diejenigen vor, deren Gewalt die alten Wälder Europens unterliegen mußten. Die Civilisation war aufs Neue erwacht, ihr Reich beschränkte sich nicht mehr, wie ehemals, auf die Ufer des mittelländischen Meeres; bis in die Polargegenden breitete sie ihre Eroberungen aus, und da sie, bei ihrem glücklichen Fortschreiten, Künste und Gewerbe in  ihrem Gefolge hatte, wandelte sie durch die Arbeiten derselben die Oberfläche der Landschaften um.

Die Wälder, welche noch einen Theil von Frankreich und beinahe ganz Deutschland bedeckten, wurden mit zahlreichen Straßen durchschnitten, durch welche Entfernungen abgekürzt, und die Handelsverbindungen weiter ausgedehnt wurden; jeden Tag wurde ihr Gebiet mehr durch den Feldbau eingenommen, dessen Herrschaft sich mit der Bevölkerung ausdehnen mußte; ihre Bäume, deren ehrwürdige Schatten das einzige gastliche Obdach unserer Vorfahren und der einzige Tempel ihrer Götter waren, fielen unter den Streichen der unerbittlichen Nothwendigkeit.

Unzählige Bedürfnisse forderten ihre Ausrottung als erste Bedingung des Fortschreitens der Civilisation; die Künste bedurften ihrer, um unsere Wohnungen zu erbauen und zu verschönern, über die Flüsse zu setzen, die Wege schnell zurückzulegen, um das Feuer unserer Heerde zu nähren, um die Gewölbe der Stollen zu bilden, um die Metalle zu schmelzen und dem Ocean Dämme entgegenzusetzen; der Krieg bediente sich ihrer zu den Pfahlwerken der festen Plätze, zu den Verhacken der Vertheidigungslinien und zu seinen mörderischen Maschinen. Endlich wurden die heiligen Eichen des Waldes der Druiden -umgewandelt  durch eine kühne Kunst in schwimmenden Festungen- in das Meer geschleudert, um über seine Tiefen hin nach entfernten Ufern die Wohlthaten des Handels oder das Elend eines feindlichen Einfalls zu tragen........

    In Folge dieser verschiedenen Ereignisse verloren die Länder Europens im Verlaufe einiger Jahrhunderte den größten Theil der Wälder, welche ihre Ebenen durchschnitten, die Ufer ihrer Flüsse bedeckt, den Rücken ihrer Gebirge gekrönt hatten. Eine lange Civilisation hat alle Wälder der mittäglichen Länder und besonders die von Griechenland, Italien und Spanien verzehrt;......

Gibt man auch zu, daß die Zeitereignisse diese ungeheure Zerstörung der Wälder begünstigt haben, setzt man ferner voraus, daß sie um derselben willen um den dritten Theil eines Jahrhunderts gewissermaßen zum voraus Statt fand und betrachtet man daher jene Entwaldung als eine solche, welche in gewöhnlichen Zeiten als alleinige Wirkung der Bedürfnisse der Gesellschaft in dem Zeitraum eines Jahrhunderts vollführt worden wäre, so kann man ungeachtet dieser starken Voraussetzung doch nicht hoffen, daß die Waldungen Frankreichs länger als ein halbes Jahrhundert dauern werden und nichts berechtigt zu der Annahme, daß es mit denen von Belgien, welche dem Drang beinahe ganz gleicher Umstände ausgesetzt sind, sich anders verhalten werde.

    Es läßt sich leicht begreifen, daß eine so große Veränderung in den physischen Verhältnissen den mächtigsten Einfluß auf die Hauswirthschaft, auf die Gewerbe und Künste, die Gewohnheiten und Sitten äussern muß, allein man hat noch nicht versucht die wahre Grösse desselben mit einiger Genauigkeit zu bestimmen.

Noch weniger hat man die Veränderungen, welche die Verwüstung und Ausrottung der Waldungen in dem physischen Zustand der Länder hervorgebracht hat, einer sorgfältigen Beobachtung unterworfen und wenn man auch den Einfluß derselben erkannt hat, so hat man doch noch nicht versucht, ihre Wirkung auf die Beschaffenheit der Atmosphäre und dadurch auf die ganze Natur mit Bestimmtheit zu bezeichnen.

Um, soweit es uns möglich ist, diese doppelte Aufgabe zu lösen, werden wir untersuchen, welchen Einfluß die Waldungen auf den physischen Zustand der Länder und den gesellschaftlichen Zustand ihrer Einwohner äußern, und wir werden suchen, die Wirkungen dieses Einflusses

  1. auf die örtliche Temperatur,
  2. auf die Häufigkeit und Menge des Regens,
  3. auf die Feuchtigkeit der Atmosphäre,
  4. auf die Quellen und fliessenden Wasser,
  5. auf die Winde und die Gesundheit der Luft,
  6. auf die Fruchtbarkeit des Bodens und den gesellschaftlichen Zustand der Völker

zu bestimmen.